Seit mehreren Jahren beobachten wir, das es unter den Hotels in Südtirol ein echtes „Wettrüsten / Aufrüsten“ gibt. Überall wo man schaut werden Hotels umgebaut, erweitert und auf das Feinste modernisiert. Und hier scheinen die Hoteliers aktuell auch keine Schmerzgrenze bei der Erweiterung ihrer Hotelanlagen zu kennen. Doch was auf der einen Seite erst einmal gut klingt, hat unserer Meinung nach auch eine gefährliche Kehrseite. Denn die Kosten für diesen Aufrüstwahn hat letztendlich der Gast, also wir, zu tragen.
Somit stellt sich nun die Frage, welcher Urlauber oder gar welche Familie mit Kindern diese explodierenden Übernachtungskosten noch zahlen will oder vielmehr kann? Eigentlich möchte man doch nur eine schöne Zeit bei seinem Urlaub in Südtirol verbringen. Man möchte wandern, shoppen und die Natur genießen. Doch wenn die Haushaltskasse durch die Hotelkosten bereits fast aufgebraucht ist bleibt für weitere Extras nur noch wenig Spielraum.
Was sind die Ursachen für den Aufrüstwahn der Südtiroler Hotels?
Hauptgrund für die Investitionsfreudigkeit der Südtiroler Hotellbesitzer dürfte die in den Jahren 2013 – 2018 stetig gestiegene Anzahl an Nächtigungen in Südtirol sein.
Wir vermuten, dass die unsichere politische Lage in zahlreichen beliebten Urlaubsländern wie Türkei, Griechenland und den am Mittelmeer angrenzenden afrikanischen Staaten dazu geführt hat, dass Urlaubsreisen in Länder wie Österreich und Italien kurzfristig wieder an Bedeutung gewonnen haben.
Doch wie die oben verlinkte Statistik zeigt, ist zwischen 2013 und 2018 die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 4,9 auf 4,5 Tage stark gesunken und die Bruttoauslastung stagniert seit 2017. Im Winter 2018/2019 ist die Auslastung sogar rückläufig. Grund hierfür könnten auch die gestiegenen Übernachtungskosten sein.
Hotelumbau oder Hotelerweiterung – Im Vordergrund sollte die Wirtschaftlichkeit stehen
Ganz sicher ist es wünschenswert und erforderlich, dass ein Hotel vor dem Hintergrund von Wirtschaftlichkeit und Rentabilität kontinuierlich in die Modernisierung seiner Hotelanlage, die Qualität der Ausstattung und eine der Zeit entsprechende Möblierung investiert. Die Betonung liegt hier auf den Worten Wirtschaftlichkeit und Rentabilität. Doch was aktuell geschieht ist meist ein Komplettumbau und hat eine sprunghafte Erhöhung der Übernachtungskosten zur Folge. Die Frage ist natürlich auch, ob hier einfach ins Blaue hinein investiert wird, ohne zu wissen, ob eine derartige Investition sich im Nachgang auch rechnet.
Das Buhlen um die zahlungswillige Kundschaft hat begonnen
Diese Entwicklung zieht natürlich unweigerlich eine Abwanderung von treuen Stammgästen in diesen Hotels nach sich. Auch wir waren von dieser Entwicklung bereits 3 mal betroffen. Denn die nun erheblich gestiegenen Übernachtungskosten können oder wollen wir und viele Gäste oft nicht mehr bezahlen. Betroffene Urlauber müssen sich nun ein neues Hotel oder auch eine neu Pension mit bezahlbaren Preisen suchen. Und somit beginnt nun das Buhlen dieser hochgerüsteten Hotels um eine zahlungskräftige und auch zahlungswillige Kundschaft. Doch genau an dieser Stelle wird das Eis langsam dünn.
Eine Bestätigung für diesen Preistrend zeigte auch unsere Urlaubsanfrage im Juni diesen Jahres (2019) über das Portal einer südtiroler Hotelvereinigung. Hier hatten wir zahlreiche 4 Sterne Hotels um ein Angebot für 3 Nächte mit Halbpension für 2 Erwachsene und zwei Kinder im Alter von 12 + 16 Jahren gebeten. Die rund 20 Preisangebote, welche dann im E-Mail-Postfach landeten waren alle samt schockierend. Die angebotenen Preise lagen zwischen 1800 EUR bis über 3000 EUR für 3 Übernachtungen! So schnell kann eine normale Familie das Geld gar nicht verdienen, wie man es in diesen Hotels ausgeben soll!
Da frage ich mich doch, wo liegt hier der Gegenwert? Haben die Hoteliers inzwischen den Bezug zur Realität verloren und wollen Absahnen? Oder müssen sie die Übernachtungskosten nun so hoch ansetzen, um die gestiegenen Kosten für die Bewirtschaftung und Unterhaltung der Investitionen zu decken? Die Zeit wird es zeigen.
Es bleibt auf jeden Fall spannend. Wir hoffen jedoch, dass die Hoteliers in Südtirol wieder zur Vernunft kommen und Übernachtungnen wieder zu bezahlbaren Preisen angeboten werden.